[M1] Interview mit Philipp Domko zum Vorbereitungsstart

Verbandsliga Ost, Männer                                                                                                                                                                

28.06.2020      

 

Am Freitag begann die Vorbereitung für die 1. Männermannschaft des SSV Stahl Rietschen. Nach einer abgebrochenen Saison und einer ungewohnt langen Pause, trafen sich die Stahl-Akteure nach mehr als dreimonatiger Hallenabstinenz wieder in ihrem sportlichen Wohnzimmer um den Grundstein für die kommende Saison zu legen. An der Seite steht dabei eine „neuer Alter“. Philipp Domko übernimmt nach zwei Jahren wieder die sportliche Leitung des Rietschener Handball-Flaggschiffs. Für Euch steht er jetzt schon im Interview Rede und Antwort.

Hallo Philipp. Danke, dass du dir hierfür die Zeit nimmst. Als aller Erstes: Wie geht es dir? Haben du und deine Familie die Zeit seit dem Saisonabbruch gut überstanden?

Bei uns ist alles Bestens, danke der Nachfrage. Lediglich Handball hat gefehlt in den letzten Monaten. Aber dadurch hatte man viel Zeit mit der Familie, was natürlich auch sehr schön ist, da es während der Saison doch deutlich weniger ist.

Jetzt wo du wieder da bist. Was unterscheidet den Philipp von 2018 zu heute?

Charakterlich denke ich, bin ich immer noch der von 2018 :)
Sportlich gesehen habe ich natürlich viel Erfahrung in der Sachsenliga sammeln können, vor allem im taktischen Bereich, aber auch in der Spielanalyse.

Welche Ziele hast du dir für deine zweite Amtszeit gesetzt?

Die Ziele sind jetzt natürlich andere als damals. Damals musste ein neues Spielsystem entwickelt und umgesetzt werden. Der Aufstieg in die Verbandsliga war danach das übergeordnete Ziel (Was auch gelungen ist).
Heute brauchen wir kein neues Spielsystem. Nur ein paar Kleinigkeiten müssen verändert und verbessert werden. Kurzfristig, also für kommende Saison, ist der Klassenerhalt das erste Ziel. Dieses Unterfangen wird schwer genug, da es durchaus möglich ist, dass 4 Mannschaften absteigen müssen auf Grund Corona bedingten Ligenvergrößerung. Gleichzeit hat sich der Kader etwas verändert und die Jugend soll vermehrt an die 1. Mannschaft herangeführt und integriert werden. Beim Thema Jugend sind wir auch beim mittel- und langfristigen Ziel. Über die nächsten Jahre wollen und müssen wir den Kader von M1 wieder verjüngen. Dies wollen wir hauptsächlich mit Spielern aus der eigenen Jugend machen, aber natürlich würden wir uns auch über jeden externen neuen Spieler sehr freuen. Doch mit der eigenen Jugend geht dies natürlich nicht von Heut auf Morgen, da viele auch erst 17 Jahre alt sind oder werden.  

Hast du den Werdegang des Rietschener Handballs in deiner Görlitzer Zeit auch verfolgt?

Natürlich habe ich das stets und ständig verfolgt. Sofern es der eigene Spielplan zugelassen hat habe ich mir die Spiele auch immer live angeschaut und mitgefiebert.

Wie schätzt du die aktuelle Kadersituation ein?

Im Vergleich zur Vorsaison gibt es eigentlich nur einen Abgang. Torhüter Norman Jacobi wird nicht mehr im Team sein. Jedoch sind hinter zwei absoluten Leistungsträgern Fragezeichen. Tom Holubek wird aufgrund anhaltender Rückenprobleme weiterhin auf unbestimmte Zeit als Spieler fehlen. Offensiv wie Defensiv ist dies natürlich ein riesiger Verlust, da wir solche wurfstarke Spielertypen kaum im Kader haben.  Aus der Not eine Tugend gemacht, wird er mir aber als Co-Trainer zur Verfügung stehen und so der Mannschaft helfen. Das zweite Fragezeichen ist hinter Marcus Noack. Marcus hatte im März einen Schlaganfall. Dies war natürlich für alle zunächst ein absoluter Schock. Umso erfreuter sind wir aber Alle, dass er sich nach seiner Reha tatsächlich schon wieder Richtung Comeback bewegt. Der Schlaganfall wurde zum Glück sehr schnell erkannt, so dass er mit keinen Folgeschäden zu rechnen hat. Es ist durchaus möglich, dass er mit dem Saisonbeginn wieder auf der Platte stehen kann. Wir wollen ihm aber natürlich jede Zeit der Welt geben. Er allein wird entscheiden wann er wieder spielen will.
Als Neuzugang auf der Torhüterposition sind wir sehr froh Rückkehrer Christian Radtke präsentieren zu können. Christian war bis zur B-Jugend beim SSV aktiv ehe er in der A-Jugend auf die Sportschule nach Cottbus und somit zum LHC gewechselt ist, wo er ein Jahr lang sogar Jugendbundesliga spielen konnte. Wir freuen uns alle sehr über seine Rückkehr, da die Torwartposition beim SSV (außer Brain Weiser) ein großes Altersproblem hat und Christian viel Talent hat. 
Des Weiteren werde ich die Mannschaft als Spieler unterstützen.

Du willst auch selbst wieder auf dem Feld aktiv werden?

Bereits in der Rückrunde meiner letzten Saison beim SSV war ich als Spielertrainer aktiv, was sehr gut funktioniert hatte und mir auch mega viel Spaß gemacht hat. Daher habe ich das dem Verein gegenüber von Anfang an so kommuniziert. Natürlich gilt aber für mich wie auch für die anderen Spieler, dass die Leistung stimmen muss. Wenn ich merke andere sind besser oder die Jugend wäre schon ganz allein soweit zu spielen, dann werde ich natürlich der erste sein, der sich wieder rausnimmt als Spieler. Schließlich steht der Erfolg der Mannschaft über allem.

Vor welchen Herausforderungen siehst du den Verein als Ganzes in den nächsten Jahren?

Ich denke die Herausforderung ist die gleiche wie die letzten Jahre auch. Wir müssen es schaffen so viele Kinder und Jugendliche wie möglich für den Handball und den SSV zu begeistern, damit wir sie dann entwickeln und fördern können bis hin zum Erwachsenenbereich. Die Jugendarbeit wie sie der SSV, allen voran die Jugendtrainer, in den letzten Jahren macht ist absolut klasse. Wir haben wahrscheinlich so viele Kinder wie noch nie beim SSV. Unsere B-Jugend ist letztes Jahr Ostsachsenmeister geworden. Ebenfalls etwas was so häufig in den letzten Jahrzehnten nicht vorgekommen ist. Genau so muss der Weg in den nächsten Jahren aussehen. Umso besser wir in der Jugend arbeiten umso besser wird es auch den Erwachsenenmannschaften gehen und natürlich auch dem Verein im Allgemeinen. 

Wie schätzt du die kommende Saison ein? In den bisherigen drei Verbandsligajahren des SSV gab es mit HSV Dresden, HSV Weinböhla und KJS-Club Dresden drei verschiedene Meister, die nun alle in der Sachsenliga spielen. Aus der Sachsenliga abgestiegen ist in dieser Zeit lediglich HSG Riesa/Oschatz. Würdest du sagen die Liga ist dadurch noch ausgeglichener geworden? Und kannst du trotzdem einen Staffelfavoriten benennen?

Sofern es keine gravierenden Abgänge gibt sehe ich Radeberg als spielerischen Staffelfavoriten. Ganz dicht dahinter sehe ich Riesa. Elbflorenz 3 bleibt eine Wundertüte, da man nie weis wer dort so aufläuft. Bei entsprechendem Kader können sie natürlich auch schnell mal ganz oben mitspielen. Aber auch der ESV Dresden kann, je nach Kadersituation, schnell mal unter den Top 4 auftauchen. 
Hinter diesen Teams wird es dann sehr sehr spannend. Aus meiner Sicht kann dahinter alles passieren. Bei schwächelnder Form wird es auf einmal für jedes Team auch um den Klassenerhalt gehen. Die Leistungsdichte ist sehr eng beieinander und da kann Jeder gegen Jeden gewinnen. Ich denke viele werden versuchen wollen so schnell wie möglich Punkte zu sammeln um nicht unten rein zu rutschen. Rein theoretisch wird es 3 Regelabsteiger geben. Weiterhin wird es spannend wieviele Sachsenteams aus der riesigen Mitteldeutschen Liga (17 Mannschaften, 6 Regelabsteiger) absteigen werden. Da können es bei uns auch schnell mehr als 3 Absteiger werden. 
Fakt ist dass wir uns nicht solche Schwächephasen wie die letzten 2 Jahre in der Rückrunde leisten dürfen, dann werden wir die Liga nicht halten.

Danke Philipp und auf eine erfolgreiche und verletzungsfreie Vorbereitung.